Wie die Tür zur bevorstehenden Aufgabe lagen die Sillianer Dolomiten vor uns, die wir am Dienstag Morgen vom Adlerwirt am Hauptplatz bestiegen. Zum Aufstieg wählten wir die Forstraße zur Leckfeldalm, wo uns der Wirt quetschendspielend begrüßte und uns die letzte Kaspressknödelsuppe für lange Zeit servierte. Eine Stunde steil bergauf später lagen sie vor uns, die Dolomiten! Nach Zeit am Gipfel war es schon spät und wir wählten anstatt des mühevollen Abstiegs die Helm Gondelbahn, die eine Stunde vom Übergang entfernt war.
Wo sonst als im Dolomitenhof, der günstig am Ende des Fischleinstals liegt, quartierten wir uns für die Nacht davor ein. Kaum aus der Dusche begann ein heftiger Regenschauer und Blitze, viele Sekunden später gefolgt von einem tiefen Donnern, das aus den Dolomiten heruntergrollte. Der erwartete (?) Willkommensgruß der Dolomiti, die blitzschnell aufziehenden heftigen Gewitter für die sie bekannt sind.
Am nächsten Morgen zuerst frisch und munter das Fischleinstal zur Talschlusshütte hinein und danach das gewohnte Prozedere, langsam und stetig bei großer Hitze bergauf, der Weg aber auch hier sehr gut zu gehen. Von einigen Wanderern überholt erreichten wir die noch eine Woche geschlossene 3 Zinnen Hütte. Wir waren vorbereitet, viele Wanderer zeigten lange Gesichter. Leibhaftig standen wir direkt vor den 3 Zinnen, eine leichte Übung eigentlich. Nach langer Pause und genießen des gelungenen Einstieg war der Übergang zum Fuß der 3 Zinnen beschwerlich, aber wunderschön. Wir freuten uns gemeinsam mit vielen Wanderern aus aller über diese eindrucksvolle Kulisse. Und feierten das mit einem Bierchen im nahegelegenen Regio Lavaredo. An den Gästen erkannte man schon, dass viele die nahegelegene Straße nach oben brachte. Nur einen Steinwurf entfernt war das Refugio Aurenzo, in dem wir nächtigten. Ein großes Refugio, das von Wanderern, Kletterern und Radfahrern besucht wird, ausreichend Zimmer und Lager bietet. Schon erkennbar, je größer, je leichter zu erreichen und je mehr Gäste im Refugio desto schwieriger ist es, das Herz der Wirte zu sehen. Aber immerhin eine Münzdusche mit warmen Wasser. Und das Dieselaggregat unter unserem Fenster, immerhin von 22:30 bis 6:00 ausgeschaltet.
Nach Berghüttenfrühstück früh morgens war der Übergang zu unserem nächsten Ziel, dem Refugio Citta di Carpi, zuerst über den Bergrücken mit Verteidigungsanlagen sehr schön, auch durch einen Tunnel, genauso wie man sich die Dolomiten vorstellt, und gleich danach so, so wie sie sind. Steil durch eine Rinne am Drahtseil entlang und teilweise auf Leitern nach unten. Zum ersten Mal spreche ich an, ob wir uns das wirklich die nächsten 5 Tage antun wollen, wo doch gerade vor dem letzten Eck noch die sich emporschlingende Straße zu den 3 Zinnen zu sehen war, auf der zwar auch was passieren kann… Eh kloar, wir drehen jetzt nicht um und schauen uns das mal an. Und erreichen das idyllisch gelegene Refugio Fonda Savio, mit Tiroler Originalwirtin im Dirndl. Wir besprechen dort den weiteren Weg, der uns ohne Kletterei, aber steil rauf und runter von forchetta zu forchetta kraftraubend durch die Berge führt, bis endlich das ersehnte Refugio Citta di Carpi weit am Horizont auftaucht. Die Dolomiten zeigten sich uns von ihrer besten Seite, die über Europa liegende Hitze berührt uns auf 2000 Hm weniger.
Ein Bergidyll, eher kein Netz, aber wifi, mit kleinen Zimmern, habe eine Camera con due letti reserviert, und eccola qui auch bekommen, übereinander halt, die Betten. Also wenig Raum sein mitgebrachtes Wohnzimmer auszubreiten, Dinge aus dem Rucksack raus und rein, alles fertig machen für den nächsten Tag und runter zum Abendessen. Schweinesteak, das Wanderermenü in Italiens Bergen, Schweinshaxe am Tag davor. Filppo, ein Wanderer aus Bassano, mit exakt die gleichen Flip Flops wie ich, gibt mir Tips für die Besichtigung des Zimo del Grappa und für den Abstieg (Weg cento), leider nicht für den Aufstieg von Norden.
Der Abstieg zur SR45 del Dolomiti sehr gemütlich der Forststraße entlang bescherte uns auch gleich den 2ten Pilgerschritt der tour, rechts und links vertauschen, stell dir vor, das passiert dir mit den Socken, der Einlauf zum Hotel Cristallo, eher nichts statt irgendwas, von unten auf der SR bei Hitze, anstatt von oben aus dem Wald kommend.
Beruhigend dann der Weg ins Tal zum Aufstieg zum Rifugio Vandelli. Die angegebene Wegzeit im Kopf und auf die im Wanderführer erwähnte Materialseilbahn wartend, nach der es bergauf geht, steht das Ding plötzlich um 15:00 nachmittags vor dir und gibt dir Zeit zum Entspannen. So groß der Name, so Schrott die Hütte. Freitags Nachmittag läuft auf dieser wohl wegen des türkisfarbenen Sorapis Sees sehr gut besuchten Hütte leider die Müllverbrennung, der Geruch brennenden Plastiks umzieht die Hütte. Die im Wanderführer erwähnte Duschmöglickeit mit Münzsystem reicht für die Vorstellung, man hätte eine warme Dusche genommen. Immerhin das Gösser Bier aus der Flasche war warm. Das Menü, ich hatte die Muschelsuppe als Vorspeise gewählt und mich dann gesorgt, wie die die Muscheln kalt halten, wenn das Bier warm ist, Entwarnung, es war eine Funghi Suppe aus der Packung, hatte mich neben dem Plastikgeruch den ganzen Nachmittag gewundert, was in der Küche denn gerührt wird so heftig, gekrönt von Scheinskottelet, what else, mit Polenta. Das Versalzen der Polenta hätte ich eh selber übernommen, also hat gepasst. Die Jugend in der Hütte lächelt noch, der Wirt zeigt dann am nächsten Morgen überraschend Herz, zu Tagesbeginn lebt die Hoffnung.
Der Vandelli Höhenweg, die Hüttenwände im Speisesaal voll mit Wanderern, die locker hoch oben über die Dolomiten marschieren, beruhigend beim Frühstück, im Wanderführer steht man sollte sich für den Aufstieg über ca. 400 Hm mindestens 2,5 Stunden Zeit nehmen, bringt dann nicht nur einen neuen Impuls für unseren schon gut trainierten Oberkörper, sondern lehrt uns auch den berühmten 60 cm Dolomitenschritt, der hilft uns zukünftig beim Besteigen von Stockbetten via Fensterkante oder Tischen ohne Einsatz unserer Hände. Non e pericoloso sagen die Italiener, ein gelungener Einstieg in den Klettersport sag ich mal, mit dem Wohnmobil am Rücken.
Wir erreichen das bivacco Comici, das Sinnbild der Freiheit und Wildheit der Dolomiten, wie ich es aus dem Wanderführer, Google Maps und Bildern mir vorstellte. Auch der Liebe Gott meinte dann, das war wirklich lustig am Vandelli, aber Ende Juli Rom und so, dreht von warm auf kalt und schickt uns auf unserem Pausenplatz am bivacco 2 italienische Wandergruppen vorbei, die sich über ihre Touren austauschen. „domani brutto“ reichte aus um nachzufragen, und angesichts der Unbegehbarkeit der Wege bei Regen entscheiden wir uns ins Tal abzusteigen. Der Abstieg ohne Leitern und mit nur wenigen Seilen, dafür aber Schotterriese und Latschenhanglerei keine leichte Aufgabe am Ende des Tages. Am Talboden Netz, Google sagt Villa Gregoriana, 4 Stern, 2,5 Km entfernt, die Bilder am Handy zeigen ohne Lesebrille Wellness , der Herr am Telefon bietet uns an, nachdem ich ihm sagte, dass wir 2 Km entfernt sind und in ca. 30 Minuten kommen, dass er uns abholt und wo wir sind, na im Wald und wäre ich kein Pilger müsste ich überlegen, wie ich auf italienisch Koordinaten durchgebe… Also wir erreichen Villa Gregoriana, Esel vor der Haustür, Franziskus strahlt von der Wand, eine kirchliche Einrichtung, das 1te Pilgerquartier in Italien quasi. Wegen der für die Berge mitgebrachten Jause stört es uns nicht, dass die Küche geschlossen ist, unsere Wäsche wird gewaschen, für € 53, 2 Personen Bed an Breakfast, „perche sei perregrino“.
Wieder der Regen als ich aus der Dusche komme, wieder der Blitz und Donner der aus den Bergen runter dröhnt! Grazie e arrividerci! Dolomiti!
Gestern ein sehr entspannter Regenerierungswalk am Radweg nach Auronzo di Cadore, Steak und Bar und Blog! Heute nach Pieve di Cadore nicht ganz so entspannt weil heiß und hügeliger als erwartet.
Vado a Roma!
Ultreia, Walk on!
Raphael